Reaktion der Simpsons-Macher auf die Vorwürfe zu Apus Akzent
Im Jahr 2017 wurden den Machern der Serie Die Simpsons rassistische Vorurteile wegen des Akzents von Apu Nahasapeemapetilon vorgeworfen. Jetzt reagiert die Serie auf die Kritik und halst sich weitere Kritik auf.
Bild-Quelle: Die Simpsons
Kwik-E-Mart-Besitzer Apu Nahasapeemapetilon ist bekanntlich indischer Abstammung und dies wird in der seit Jahrzehnten beliebten Serie Die Simpsons durch einen stereotypischen Akzent in seiner Sprache herausgestellt. Genau dieses allerdings nahm eine Dokumentation zum Anlass, scharfe Kritik an der Darstellung der Abstammung, zusätzlich zur Optik, die dies schon deutlich zeigt, zu üben. Die Darstellung Apu´s in dieser klischeehaften Form sei rassistisch.
Produzent der Doku, die die typische Darstellung von indisch-stämmigen Menschen in amerikanischen Filmen und Serien aufs Korn nimmt, ist der Komiker Hari Kondabolu, der selbst indische Wurzeln hat. Aufgewachsen ist er mit dem überzogenen Klischee des Inders - in Auftreten, in Kleidung und Aussehen und natürlich in der Sprache. Kondabolu will diese Darstellung in den Massenmedien nicht länger hinnehmen, ist sie doch so weit in die Amerikaner eingesickert, dass es quasi unmöglich ist, dass indische Darsteller besonders diesen starken und auffälligen Akzent nicht haben und sich den sogar extra antrainieren müssen.
In direkter Reaktion auf die Dokumentation “The Problem With Apu” gingen Anfang des Jahres zunächst Gerüchte um, dass die Simpsons-Macher tatsächlich über eine Änderung des Akzentes nachdenken würden. Nun ist die Reaktion auf die Vorwürfe über die Mattscheiben geflimmert und entspricht ganz sicher nicht den Vorstellungen von Hari. In der No Good Read Goes Unpunished (29 x 15) überbringen Marge und Lisa die Antwort der Simpsons-Macher in einer Szene. Marge liest Lisa aus ihrem Lieblingsbuch aus Kindertagen vor und merkt dabei, dass in diesem damals so heiß geliebten Buch unterschwellig rassistische Botschaften ans Tageslicht kommen, derer sie sich damals gar nicht so bewusst war.
Marge gibt sich anfangs Mühe, die alten Geschichten auf moderne Zeiten anzupassen, gibt dann aber irgendwann auf. Lisa stellt ihrer Mutter die herausfordernde Frage: „Etwas, das vor Jahrzehnten begann und damals harmlos war und dem applaudiert wurde, ist plötzlich unsensibel und politisch unkorrekt. Was kann man da tun?“ Ihr Blick wandert dabei unmissverständlich auf ein Foto von Apu. Die Antwort von Marge ist so, wie wir es von ihr erwarten. Manche Dinge ändern sich eben erst später. Und unsere allwissende und schlaue Lisa erwidert. “Wenn überhaupt”. Mit großen Blicken schauen dann beide in Richtung Zuschauer. Diese Szene kann man nun ganz unterschiedlich interpretieren und auch das kennen wir von der Serie.
Während die einen diese Reaktion auf die Kritik von Hari als unmissverständlich desinteressiert bezeichnen können und den Simpsons unterstellen die Dinge quasi als gesetzt anzusehen, die die Zeit ändern wird oder eben auch nicht, kann man die Szene aber auch als eine eindeutige Stellungnahme und Aufforderung zum Nachdenken an die Zuschauer verstehen. Die banale Antwort Lisas kann als direkte Aufforderung zum Nachdenken verstanden werden. Die Szene sagt viel mehr aus über die Gesellschaft, deren Schubladen und das Verhängen in ebendiesen Schubladen. Lisa verschärft die Worte ihrer Mutter, die darauf hinweist, dass manche Dinge eben Zeit brauchen ehe sie sich ändern, eindeutig durch ihre Worte. Der Blick beider in Richtung Zuschauer spricht diese konkret an und stößt tief in ihr Gewissen, fordert die Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit dem Thema.
In den Augen der Schreiberin dieses Beitrages wesentlich besser und schärfer reagiert, indem die Zuschauer mit ihrer eigenen Denkweise konfrontiert werden, als den Akzent einfach zu ändern und damit der Meinung zu sein, dass den Vorwürfen Genüge getan sei. Denn Klischees und Vorurteile werden ganz sicher durch Massenmedien verstärkt, aber nicht nur durch diese erzeugt. Die Art und Weise wie die Simpsons-Macher mit der Kritik umgegangen sind, zeigt auf eine viel aktivere Art und Weise das Problem auf und zeigt zugleich auf diejenigen, die dieses ändern können. Natürlich können und müssen auch die Medien ihren Teil dazu beitragen, das steht außer Frage, doch das Umdenken fängt erst an, wenn der Mensch vor der Glotze anfängt, über Probleme und Missstände nachzudenken. Und genau das werden so einige Zuschauer wohl auch getan haben. Und wer weiß, vielleicht folgen ja auch noch die weiteren Schritte, die Apu aus seiner klischeehaften Darstellung herausholen. Die reine Änderung des Akzentes jedenfalls hätte vielleicht einige Menschen zufriedengestellt, aber viele Menschen nicht zum Nachdenken und Diskutieren angeregt. Veränderung beginnt im eigenen Kopf und nicht (nur) durch Konsum einer abgeänderten Routine.