Netflix entfernt die Suizidszene von Hannah in Tote Mädchen lügen nicht
Bald wird die dritte Staffel der erfolgreichen Serie Tote Mädchen lügen nicht (Original 13 Reasons Why) auf Netflix erscheinen, da gibt es noch eine einschneidende Veränderung. Nach vielen Protesten und einer einschlägigen Studie bearbeitet Netflix die Selbstmordszene von Hannah in der ersten Staffel. Wie kam es dazu?
Bild-Quelle: Netflix
Der Streamingdienst Netflix hat sich dazu entschieden, eine Szene in der ersten Staffel zu bearbeiten und somit ab sofort eine neue, zensierte Version der Folge mit dem Selbstmord von Hanna in der Serie 13 Reasons Why, bei uns besser bekannt als Tote Mädchen lügen nicht, anzubieten. Konkret geht es um die Suizidszene von Hannah, an der sich schon seit der Ausstrahlung die Geister scheiden. Statt den Selbstmord nun wirklich zu zeigen, sieht man in der neuen Fassung nur noch Hannahs Gesicht im Spiegel und dann ihre Eltern an ihrem Sarg.
So mancher fragt sich jetzt vielleicht, wie es zu solch einer drastischen Entscheidung gekommen sein mag. Die Antwort zieht sich schon seit Jahren durch die Presse. Der schonungslose Umgang mit Mobbing, Drogen, Teenagerproblemen und schliesslich Selbstmord der Serie hat nicht nur begeisterte Fans hervorgebracht, sondern auch besorgte Eltern und Institutionen, die sich jeden Tag im realen Leben damit auseinandersetzen müssen. Die Serie zeige zu offen, wie man Selbstmord begehen kann und dass der Selbstmord bei Mobbing und Problemen eine Lösung sein würde. Wie gesagt, die Meinungen sind geteilt, aber die Diskussionen führten dazu, dass Netflix sich schon für die zweite Staffel entschied, ein Statement, Warnhinweise, Beratungsadressen und eine After-Show in Form einer Diskussion über die jeweilige Folge (
Newsslash berichtete).
Im Mai sorgte nun wiederum eine Studie für Aufsehen, die einen Anstieg der Selbstmordrate amerikanischer Jugendlicher aufzeigt, der mit dem Start der Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht in direkten Zusammenhang gebracht werden kann. Netflix hatte diesen Befund zunächst angezweifelt, aber sich nun doch entschieden, eine besonders krasse Szene aus der Serie herauszuschneiden, auch wenn es auch gegensätzliche Stimmen aus der Wissenschaft gibt, die zeigen, dass sich durch die Serie die Jugendlichen und ihre Eltern viel intensiver mit den Gründen für Selbstmorde und deren Anzeichen auseinandersetzen, ohne eben sofort genau dies nachzuahmen.
Netflix zur Herausnahme der Szene von Hannahs Selbstmord: „Wir haben von vielen jungen Menschen gehört, dass '13 Reasons Why' ihnen geholfen hat, einen Diskurs über schwierige Themen wie Depressionen oder Selbstmord zu starten und sich Hilfe zu suchen - oft das allererste Mal. Während wir uns diesen Sommer auf den Start der dritten Staffel vorbereiten, haben wir die Debatte rund um die Serie natürlich aufmerksam verfolgt. Basierend auf Ratschlägen verschiedener medizinischer Experten - darunter beispielsweise Dr. Christine Moutier, die Chefin der amerikanischen Stiftung für Suizidprävention - haben wir gemeinsam mit dem Serienschöpfer Brian Yorkey sowie seinen Produzenten entschieden, die Szene in Staffel eins, in der Hanna sich das Leben nimmt, zu bearbeiten.“
So ist sie nun also vorsorglich draussen, auch wenn Yorkey gerade die realistische und blutige Darstellung als besonders wichtig empfand, um zu zeigen, dass die Realität eben nicht immer nur schön und lustig, sondern auch äußerst hässlich und schmerzhaft sein kann. Abschreckung war sein Ziel, nicht Ermunterung. Dr. Moutier erklärte ihm, dass die Szene als Anleitung gesehen werden kann statt als Abschreckung und so ließ er sich überzeugen.
Wenn auch ihr oder eine euch nahestehende Person an Selbstmord denkt, dann wendet euch bitte an Beratungsstellen in eurer Nähe oder ruft die Telefonische Seelsorge unter der Nummer 0800 /11 10-111 an.