Acht große Tech-Unternehmen wenden sich gegen US-Überwachung
Acht der größten amerikanischen Tech-Unternehmen haben sich in einem offenen Brief gegen die Überwachungsmaßnahmen der US-Regierung gewandt und fordern grundlegende Reformen sowie eine strengere Überwachung der Geheimdienste.
Insgesamt acht große Tech-Unternehmen haben sich in einem offenen Brief an die US-Regierung gewandt und fordern, die derzeit eingesetzte Methoden zur Internetüberwachung zu reformieren. Zu den Unternehmen zählen neben
Google,
Facebook und
Twitter auch
Apple,
Microsoft,
AOL,
Yahoo und
LinkedIn.
In ihrem Schreiben, das auf der
entsprechenden Webseite verfügbar ist, fordern die Konzerne von der US-Regierung in insgesamt fünf Punkten Änderungen und Reformen. Dazu gehört, dass die massenhafte Überwachung von Kommunikationsdaten eingeschränkt und auf bestimmte Zielpersonen beschränkt werden soll, die Überwachung der entsprechenden Behörden verbessert werden müsse und die betroffenen Unternehmen Informationen dazu veröffentlichen können sollen, wenn sie Daten an Behörden weitergeben müssen. Zudem soll der Informationsfluss auch über Grenzen hinweg ermöglicht und einheitliche Standards für internationale Auskunftsanfragen eingeführt werden.
Allerdings sind diese Forderungen natürlich nicht ganz uneigennützig und nicht nur auf das Wohl der Nutzer bedacht, denn nach dem Bekanntwerden der Abhörpraktiken waren nicht nur viel Nutzer verunsichert; auch eine Reihe von Unternehmen spielten mit dem Gedanken, amerikanische Dienste zukünftig nicht mehr zu nutzen, was auch einige Politiker daraufhin forderten. Der Vertrauensverlust könnte zu schweren wirtschaftlichen Schäden im Silicon Valley führen, was sich auch auf den Rest der amerikanischen Wirtschaft auswirken könnte. Dies wäre ein möglicher Hebel, mit dem selbst Verfechter der Überwachungspraktiken vielleicht zu Zugeständnissen bewegt werden könnten.
Interessant ist aber nicht nur, wer diesen Aufruf unterschrieben hat, sondern vor allem wer nicht unterschrieben hat. So findet sich unter den Unterzeichnern kein einziges der großen Telekommunikationsunternehmen, keiner der Hardwarehersteller, die die Geräte und Einrichtungen für den Betrieb der Internetkommunikation bereitstellen, und auch Amazon als einer der größten Cloudbetreiber weltweit ist nicht darunter. Davon zu sprechen, dass sich nun die gesamte Techindustrie gegen die amerikanische Regierung stellt, ist daher übertrieben. Zudem sind auch diese Unternehmen auf gute Beziehungen zur US-Regierung angewiesen, sodass man keine all zu harschen Forderungen erwarten sollte.
Es ist auch sehr fraglich, ob eine solche Aufforderung tatsächlich zu Änderungen seitens der US-Regierung führen könnte. Darüber hinaus sind nicht nur die amerikanischen Geheimdienste an der Abhöraktion beteiligt gewesen. Nicht zuletzt der britische Geheimdienst war und ist ganz vorne mit dabei, wenn es um die Überwachung des weltweiten des Internetverkehrs geht. Allerdings scheint der Aufschrei der dortigen Industrie und Bevölkerung eher gering zu sein, sodass man im Zusammenhang mit diesem offenen Brief von einer durchaus guten und sicher auch wichtigen Idee sprechen, das Ganze aber wahrscheinlich am ehesten unter guter PR verbuchen kann. Erst wenn ein großer Teil der Bevölkerung und der Wirtschaft sich hinter ein solches Anliegen stellt, kann dieses eine Chance auf Erfolg haben.