Im Gespräch mit Cornelia Geppert von Jo-Mei Games
Newsslash sprach mit Cornelia Geppert von Jo-Mei Games über die Zukunft des Unternehmens und die neue MobileGames-Strategie. Jo-Mei ist vor allem durch die von Upjers vermarkteten Browsergames Koyotl und Brave little Beasties bekannt geworden.
Newsslash hatte die Gelegenheit mit Cornelia Geppert, Co-Gründerin und Geschäftsführerin von
Jo-Mei Games, zu sprechen. Im Interview geht es sowohl um das neue MobileGame „Who let the Pets out?", die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Publishern wie
Upjers sowie die Zukunft des Unternehmens. Jo-Mei Games wurde in der Vergangenheit vor allem durch die beiden Titel „Koyotl“ und „Brave little Beasties“ bekannt; beide Spiele wurden von Jo-Mei entwickelt und werden von Upjers vermarktet.
Wie uns Cornelia exklusiv mitteilte, plant das Unternehmen Jo-Mei Games in Zukunft auch Spiele zu entwickeln, welche das Unternehmen selber vermarktet. Für Zusammenarbeiten mit erfolgreichen Publishern, wie es das Unternehmen bereits in der Vergangenheit mit Upjers tat, ist man aber auch weiterhin offen.
Den ersten Schritt in die neue Unabhängigkeit konnte das Unternehmen bereits erfolgreich umsetzen und den kostenpflichtigen Titel „Who let the Pets out?“ für Smartphones und Tablets veröffentlichen (
Newsslash berichtete). Hierbei handelt es sich um das erste Projekt von Jo-Mei, das komplett eigenständig entwickelt und vermarktet wird.
Newsslash: Hallo Cornelia, stell dich und Jo-Mei Games doch bitte kurz vor.
Cornelia Geppert: Hi Viktor, mir gehört die Jo-Mei GmbH gemeinsam mit Boris Munser und dementsprechend darf ich mir unzählig viele fantastisch klingende Titel geben. Zum Beispiel Kreativdirektorin und Artdirektorin aber auch Gamedesignerin, Autorin oder Geschäftsführerin könnten dabei sein. Such dir einfach aus was dir gefällt. Da wir ein kleines Team von 7 Leuten sind, kümmere ich mich nicht nur darum, die Firma voran zu bringen, um Personal, die Finanzierung usw., sondern bin auch sehr stark in die Produktion eingebunden.
Ich komme ursprünglich aus der Comicbranche und habe lange für das seit über 60 Jahren erscheinende Mosaik Comic gezeichnet. Zu der Zeit war ich um die 17 Jahre alt. Da ich aber immer wieder Neues ausprobieren möchte, bin ich in die Animationsbranche gewechselt, um dort u.a. Storyboards und Charaktere zu entwickeln.
Das war ein fantastischer Job, aber irgendwie, immer noch nicht das Richtige. Also habe ich mich an der damals gerade neu gegründeten Games Academy beworben und sogar ein Stipendium ergattern können. Dort habe ich mich zur Gamedesignerin ausbilden lassen. Das war mein Einstieg in die Gamesbranche, die ich schon seit Kindheitstagen liebe. Und siehe da, hierhin scheine ich zu passen und bin meiner Branche nun schon seit 13 Jahren treu.
Wir, Jo-Mei, haben seit unserer Gründung Ende 2009 ausschließlich Free-2-Play Browsergames entwickelt. Uns ist es wichtig eigene Spieleideen zu entwickeln und somit für den Browsermarkt noch nicht ganz so ausgetretene Pfade zu beschreiten. Besonders ist auch, dass unsere Browserspiele alle mit aufwendiger 3D Grafik erstellt sind und das ganze in Adobe Flash. "Koyotl" zum Beispiel war das weltweit erste komplexe 3D Flash Spiel. Ab diesem Jahr fangen wir nun an unser Portfolio Stück für Stück auf andere Plattformen zu erweitern. Unser erster klitzekleiner Versuch ist nun "Who let the Pets out ?" für alle mobilen Plattformen.
Newsslash: Du hast das Unternehmen 2009 gemeinsam mit Boris Munser gegründet. Habt ihr auch Investoren mit an Bord oder konntet ihr zum Start Fördergelder einsammeln?
Cornelia Geppert: Nein, wir haben keinerlei Investoren an Board. Das heißt wir gehören zu 100% Boris und mir. Wir haben 2010 erfolgreich eine Medienboard Förderung beantragt und konnten diese bereits nach kurzer Zeit erfolgreich zurück zahlen. Laut Medienboard waren wir die ersten überhaupt die dies sogar vorzeitig getan haben.
Newsslash: In der Vergangenheit seid ihr vor allem als Entwickler von Upjers-Games wie Koyotl und Brave Little Beasties bekannt gewesen. Plant ihr auch weiterhin Auftragsarbeiten anzunehmen oder mit Publishern zusammen zu arbeiten?
Cornelia Geppert: "Koyotl" war eine Gemeinschaftsproduktion mit Upjers. "Brave little Beasties" ist komplett bei uns entstanden. Das heißt, wir erarbeiten unsere eigenen Ideen und Konzepte und pitchen diese bei Upjers, damit sie es publishen.
Eigene IPs stehen im Fokus
In Zukunft werden wir uns neben der Zusammenarbeit mit Upjers vor allem auf den Aufbau eigener IPs konzentrieren. Zum Beispiel haben wir gerade wieder erfolgreich eine Medienboard Förderung beantragen können und werden nun ein weiteres, noch geheimes, Herzensprojekt angehen. Mehr sage ich dazu aber noch nicht! Quetsche mich also ja nicht aus!!
Newsslash: Auftragsarbeiten hin oder her. Wo siehst du die Zukunft von Jo-Mei Games? Wollt ihr nicht eventuell doch lieber einen eigenen Blockbuster im Portfolio haben und diesen selber Vermarkten?
Cornelia Geppert: Wir bekommen immer noch regelmäßig Anfragen für Auftragsarbeiten z.B. von bekannten Museen oder großen Autoherstellern, weil wir das direkt nach der Gründung von Jo-Mei erfolgreich gemacht haben. Aber das lehnen wir alles dankend ab, da wir nun ja schon seit einigen Jahren eigene Spiele entwickeln können. Wir haben gerade den nächsten Schritt für Jo-Mei unternommen, indem wir unser Portfolio erweitert und eine zweite parallele Produktion gestartet haben.
Du meinst wahrscheinlich, ob wir eines unserer Spiele auch selbst publishen wollen? Genau das gehen wir gerade an. Neben den Spielen, bei denen wir weiterhin auf große Publisher setzen, entwickeln wir auch Games, die wir nun selber publishen. Dazu arbeiten wir uns gerade in dieses Feld ein, quasi mit „Who let the Pets out?“ als Feldversuch. Stück für Stück. Die Medienboard Förderung kommt genau zum richtigen Zeitpunkt um uns in der Hinsicht weiter auszubauen.
In den ersten Jahren haben wir eine feste Struktur und ein solides Fundament aufgebaut inklusive Knowhow etc. Jetzt sind wir soweit, die nächsten Schritte zu gehen. Wir wollen und müssen uns weiterentwickeln wenn wir auf Dauer auf dem Markt bestehen wollen.
Newsslash: ...und weshalb wurde euer erster eigener Titel direkt ein MobileGame und kein BrowserGame?
Cornelia Geppert: Warum nicht? Okay, das ist wohl eine unbefriedigende Antwort. Also, es ist relativ simpel. Der Mobile Markt ist total spannend, genau wie alle anderen Plattformen, by the way. Das könnte man auch schon als kleinen Hinweis auf unseren künftigen Werdegang sehen. Außerdem passen Mobile Games sehr gut zu der Art Games, die wir machen.
Newsslash: Im Gegensatz zum Markttrend, habt ihr euren Titel nicht kostenlos zur Verfügung gestellt sondern verlangt 0,89 Euro für diesen. Wieso setzt ihr nicht auf das F2P-Geschäftsmodell?
Cornelia Geppert: "Who let the Pets out?" ist vor allem ein kleines Experiment von uns. Wir wollten keinen Riesenaufwand im Nachhinein was Fortentwicklung, Support etc. angeht. Einfach mal ein kleines in sich geschlossenes Spiel mit einigen möglichen Erweiterungen, die wir bereits in petto haben. Das wollten wir mit diesem Spiel. Back to the Roots. Etwas extrem simples, kleines und in sich geschlossenes.
Newsslash: Wie plant ihr euer erstes Spiel für mobile Endgeräte zu vermarkten? Habt ihr vor zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Publisher zu kooperieren?
Um die Vermarktung kümmern wir uns zunächst selber
Cornelia Geppert: Um die Vermarktung wollen wir uns zunächst einmal selber kümmern. Wir setzen auf die klassischen Indie-Methoden, d.h. hunderte Reviewer anschreiben. Facebook Seite, Twitter Seite, Newsletter, Award Einreichungen etc. Alles was halt etwas Aufmerksamkeit schaffen kann. Wir werden uns da Stück für Stück rantasten und schauen wer, wie, wo, was uns dabei helfen könnte.
Newsslash: Seid ihr mit der Entwicklung von Wo Let The Pets Out zufrieden oder habt ihr euch mehr erwartet?
Cornelia Geppert: Das Spiel ist quasi nebenher in der Freizeit entstanden... quasi. Aber trotzdem wollen wir natürlich, dass es ein Erfolg wird. Bis jetzt können wir noch gar nichts über Erfolg oder Misserfolg sagen, wir stehen ja erst ganz am Anfang der Vermarktung. Schauen wir mal was passiert. Man weiß das ja nie so genau, wie uns Flappy Bird eindringlich gelehrt hat.
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Newsslash: In der Vergangenheit habt ihr oft mit neuen Technologien experimentiert und diese erfolgreich umgesetzt. Auf welches Backend habt ihr bei der Entwicklung von Wo Let The Pets Out gesetzt?
Cornelia Geppert: Unity. Hier haben wir einiges an Knowhow und Kontakte. Neben Flash unsere Lieblingstechnologie!
Newsslash: Das neue Jahr ist noch recht jung. Plant ihr 2014 noch weitere Games auf den Markt zu bringen?
Cornelia Geppert: Du siehst das bei uns gerade sehr viel los, wir stecken knietief in einigen Produktionen. Das heißt, 2014 ist bis jetzt schon phänomenal. Genaueres kann ich zwar noch nicht sagen aber du wirst auf jedenfall bald wieder von uns hören!