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Im Gespräch mit Coda Games (Liege)

Im vergangenen Jahr konnte ein Indie-Entwickler für sein Rollenspielprojekt eine recht beachtliche Summe über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter einsammeln. Gut ein dreiviertel Jahr später haben wir mit John Rhee von Coda Games über Liege gesprochen und wollten wissen, wie es dem Projekt geht.
Von am 09.04.2014
Crowdfunding-Kampagnen über Plattformen wie Kickstarter und Indiegogo sind mittlerweile auch unter Entwicklern von Spielen recht beliebt geworden. Große Namen wie Double Fine haben ihre neuesten Projekte über Spenden aus der Community finanziert und damit Projekte möglich gemacht, die auf traditionellem Wege vielleicht nicht möglich gewesen wären.

Doch nicht nur große Namen versuchen sich an diesem Weg; auch kleine Indie-Entwickler können auf diese Weise ihre Projekte einem möglichen Publikum präsentieren und mit etwas Glück genug Geld einsammeln, um diese Pläne Realität werden zu lassen. Zu diesen gehört auch John Rhee, der vor rund einem dreiviertel Jahr eine Kickstarter-Kampagne für sein Rollenspiel Liege ins Leben rief und damit ein vielfaches dessen einsammelte, was er ursprünglich für die Umsetzung seines Spiels benötigte. Wir haben mit ihm gesprochen und neben einigen Informationen zu seinem Spiel auch einiges über den Aufwand erfahren, den er für sein anfängliches Hobbyprojekt betrieben hat.

Verrat und Intrigen
Liege ist ein taktisches JRPG, das sich ganz in der Tradition bekannter 16 Bit-Titel sieht und auf deren Gameplay-Ideen das Spiel aufbaut. Entgegen dem Trend zur Retrografik setzt Liege zwar auf einen ähnlichen Stil, verwendet aber eine hochauflösende und liebevoll gestaltete Grafik. Als Spieler darf man seine Spielfigur(en) aus der klassischen Top-Down-Sicht durch die Spielwelt steuern und dabei Städte, Waldareale, Schlossanlagen oder andere Gebiete erkunden.
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Entwickler John Rhee selbst beschreibt Liege als ein Spiel, das sich um den Machtkampf mehrerer Adelshäuser dreht. Die Geschichte erzählt die Erlebnisse einer kleinen Gruppe von Charakteren, die aus verschiedenen Häusern des Königreiches stammen, das sich am Rande eines Bürgerkriegs befindet. Nach dem mysteriösen Tod der Königsfamilie entwickelt sich ein Machtkampf zwischen den verschiedenen Fraktionen am Königshof, der kurz darauf eskaliert und nicht nur die Hauptstadt, sondern bald das ganze Land erfasst.

Wer sich bei dieser Hintergrundgeschichte ein wenig an Vorlagen wie Game of Thrones erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch: „Ich habe mich schon immer für Geschichten interessiert, in denen es um Machtkämpfe und Intrigen geht, beispielsweise Game of Thrones, Battlestar Galactica und zuletzt auch House of Cards“, erklärte uns John Rhee. „Gleichzeitig gehören alte 16 Bit JRPGs, die die Story und die Erkundung in den Vordergrund stellen, und SRPGs, die ein tiefes, taktisches Gameplay bieten, zu meinen Lieblingsspielen. Liege wurde von all diesem und noch vielem mehr inspiriert.“



Taktisches Gameplay
Dementsprechend läuft auch das Spiel selbst ab, das seine Auseinandersetzungen in taktischen Rundenkämpfen inszeniert. Im Gegensatz zu manch anderen Rollenspielen kommt es hier aber eher weniger auf die Charakterwerte einzelner Figuren an, womit auch das zeitraubende und mitunter nervige Grinding entfällt. Vielmehr erinnern die Kämpfe an eine Schachpartie, in der es darauf ankommt, die einzelnen Figuren geschickt in Position zu bringen, um den Gegner auszumanövrieren und in die Zange zu nehmen. Der Entwickler hat dabei bewusst auf zufällige Gefechte in der Spielwelt verzichtet, sodass keine nervige Ablenkung wie beispielsweise in Final Fantasy entsteht und man sich bei der Erkundung der Spielwelt alle paar Sekunden mit einer Gruppe von Gegnern herumschlagen muss.

Trotzdem sollen die Kämpfe eine wichtige Rolle spielen und natürlich gibt es auch in Liege verschiedene Charakterklassen, sodass beispielsweise Fern- und Nahkämpfer miteinander kombiniert werden können. Zudem entwickeln sich die einzelnen Klassen im Laufe der Zeit weiter und erhalten neue Fähigkeiten, die aber nie übermächtig werden sollen. Da den einzelnen Charakteren aber die aus vielen RPGs bekannten Grinding-Möglichkeiten fehlen, werden sie auch im späteren Spielverlauf nicht zu stark und bleiben immer noch verwundbar. Auf diese Weise soll das Kampfsystem langanhaltende Herausforderungen bieten. Als Prämisse gilt auch hier: Leicht zu erlernen, schwer zu meistern.



Als Zielgruppe für Liege sieht John Rhee ein eher erwachsenes Publikum, das Wert auf eine gute Story legt. „Fans klassischer JRPGs oder Taktikrollenspiele, die nach einem erwachsenen Ansatz für das Genre suchen, sollten sich hier wie zu Hause fühlen. Aber auch diejenigen, die nicht unbedingt Rollenspielfans sind, aber trotzdem eine gute Geschichte mit interessanten Charakteren oder einen einzigartigen künstlerischen Stil mögen, sollten mit Liege etwas finden, das sie mögen können.“ Geht man nach dem Erfolg der Kickstarter-Kampagne, so scheint es dafür durchaus einen Markt zu geben: Fast 3.000 Unterstützer fand diese, was für ein Ein-Mann Indie-Gameprojekt durchaus beachtlich ist. Zudem hat es die Fan-Gemeinde geschafft, Liege als Greenlight-Titel in den Steam-Katalog mit aufgenommen zu bekommen, sodass der Titel später auch auf Valves Distributionsplattform erscheinen kann.



Neben der Geschichte ist für John Rhee auch der künstlerische Aspekt besonders wichtig, was sich nicht zuletzt an den liebevoll und aufwendig gestalten Grafiken erkennen lässt. Schon die für die Kickstarter-Kampagne gezeigten Screenshots und Videoschnipsel sehen gut aus. Mittlerweile sind durch das zusätzliche Geld aber auch noch mehr Personen hinzugekommen, die unter anderem auch an der Grafik arbeiten.

Nicht nur die Optik spielt in Liege eine wichtige Rolle; auch einen ansprechenden Soundtrack soll es für Liege geben. Dafür zeichnen sich die Komponisten und Musiker Aakaash Rao und John Robert Matz verantwortlich. Deren Arbeit lässt sich bereits über Soundcloud genießen und erahnen, was die Spieler im fertigen Spiel erwarten wird.



Kickstarter-Erfahrungen
Vor gut einem Jahr entschied sich John Rhee dazu, seinen sicheren Job an den Nagel zu hängen und sich ganz seiner Leidenschaft und seinem Projekt zu widmen. Einer der Auslöser war dabei der Erfolg und das Wachstum von Steam, das Auftauchen von Indietiteln auf Konsolen und natürlich auch die wachsende Bedeutung von MobileGames, die es finanziell möglich machen, ein solches Unterfangen anzugehen. Bereut hat er dies bis heute nicht, rät aber anderen, die ebenfalls mit solchen Gedanken spielen, dazu, sich dies gut zu überlegen. Bevor man seinen solchen Schritt wagt, sollte man Nachforschungen darüber anstellen, wie es anderen ergangen ist, die dies getan haben. Dabei geht es Rhee aber nicht nur um die Erfolgsstories, sondern auch um die Fehlschläge. Außerdem bedarf es seiner Meinung nach einer realistischen Selbsteinschätzung, über welche Fähigkeiten man tatsächlich selbst verfügt und wie das eigene Projekt in die Spielelandschaft passt. Zudem kann man Spieleprojekte zunächst auch nur nebenbei betreiben: „Man kann Spiele definitiv auch nebenbei entwickeln und sollte eine ganze Menge Erfahrung sammeln, bevor man sich dazu entschließt, so etwas als Vollzeitprojekt zu machen.“

Um sein Hobbyprojekt zu einem Vollzeitprojekt zu machen, setzte John Rhee auf eine Kickstarter-Kampagne und die Spielercommunity. Ein Unterfangen, das schlussendlich von großem Erfolg gekrönt war. Ende Juli ging die Kampagne zu Ende und zum Schluss stand der Zähler bei über 81.000 Dollar. Ein großer Erfolg, war als Finanzierungsziel lediglich eine Summe von 15.000 Dollar angepeilt. Damit haben die fast 3.000 Unterstützer nicht nur das Projekt selbst ermöglicht, sondern auch eine ganze Reihe von Stretchgoals freigeschaltet: Dazu gehören nicht nur zusätzliche Gameinhalte wie die Möglichkeit, Reittiere einzusetzen oder die Spielwelt auch per Schiff zu erkunden, sondern auch die Unterstützung für zusätzliche Plattformen wie die Playstation 4, die PS Vita, Linux oder Wii U. Bereits von Anfang an war Liege neben dem PC auch für den PC, den Mac sowie iOS und Android geplant.



Die Idee, für die Finanzierung von Liege auf eine Crowdfunding-Kampagne zu setzen, erwuchs für den Entwickler, da er bereits einige Zeit zuvor auf Kickstarter aufmerksam geworden war und diesen Weg für eine gute Möglichkeit hielt, das Interesse an seinem Projekt einzuschätzen. Zudem lassen sich Projekte seiner Meinung nach auf diesem Weg finanzieren, ohne die kreative Kontrolle an andere abgeben zu müssen, seien es nun Publisher oder andere Investoren. Gleichzeitig bedeutete die Kickstarter-Kampagne aber auch sehr viel Aufwand für John Rhee, arbeite er doch ganz alleine an Liege. Vor dem Start hatte er bereits mehrere Monate daran gearbeitet, den Protoypen zu entwickeln und Videos für die Kampagne zu erstellen. Die größte Herausforderung war dabei, all das Material zusammenzubekommen, um die Aktion überhaupt erst anzuschieben.

Zukunftspläne
Das Spiel soll nach John Rhees Vorstellung eine Trilogie werden, dessen erster Teil noch für dieses Jahr geplant ist. Wer die Kickstarter-Kampagne mit mindestens 25 Dollar unterstützt hat, soll später, neben einigen zusätzlichen Inhalten, alle Teile erhalten; und das auf allen verfügbaren Plattformen. Dabei sollen die einzelnen Versionen voraussichtlich nicht zeitgleich erscheinen; stattdessen ist derzeit geplant, den jeweiligen Teil der Trilogie in kurzen Abständen für alle verfügbaren Plattformen zu veröffentlichen, bevor es zum nächsten Teil geht. Dies habe laut John Rhee auch den Vorteil, sich besser um mögliche Probleme zu kümmern, die auf einzelnen Plattformen nach dem Release entstehen könnten.

Die Veröffentlichung des ersten Teils ist für das Ende des Jahres geplant, wenngleich die Testphase bereits in den kommenden Monaten beginnen soll. Dieser Zeitraum wurde bereits in der Kickstarter-Kampagne angegeben, allerdings ist es im Laufe der letzten Monate zu einigen Verzögerungen gekommen; nicht zuletzt bei der Unity-Portierung, die deutlich zeitaufwendiger war, als zunächst angenommen. Dies wird sich aber nach Meinung von John Rhee später auszahlen, wenn das Spiel für andere Plattformen angeboten werden soll.



Auch nach dem Ende der Kickstarter-Kampagne können Fans die Entwicklung von Liege mitverfolgen. Auf der Webseite von Coda Games gibt es immer wieder Updates zum Stand der Arbeiten. Außerdem gibt es dort nicht nur Screenshots des Spiels, sondern auch Videoupdates, die die Neuerungen an der Spielmechanik oder der Grafik zeigen. Zudem finden sich in den Updates auch neue Stücke des Soundtracks, die einen Vorgeschmack auf das Spiel geben.

Auf der Webseite von Coda Games gibt es außerdem die Möglichkeit, Liege bereits vorab zu bestellen. Wer also die Kickstarter-Kampagne verpasst hat, aber trotzdem die Entwicklung unterstützen möchte, kann sich hier seine Exemplare sichern; und das zu den gleichen Preisen wie während der Kickstarter-Kampagne.


Zur Person: John Rhee ist Programmierer und Gründer von Coda Games. Zunächst arbeitete er nur nebenbei an seinen Spieleprojekten Liege. Vor gut einem Jahr verließ er seinen bisherigen Job, um Vollzeit an dem Spiel zu arbeiten, das über Kickstarter erfolgreich finanziert werden konnte.
Tags: Games, Liege, Coda Games, Interviews
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