Review: iPad mini mit Retina und Nexus 7 (2013) im Vergleich
Bereits im August hatte Google den Nachfolger seines Bestsellers Nexus 7 angekündigt; nun hat auch Apple nachgezogen und das iPad mini mit Retina-Display veröffentlicht. Wir haben die beiden Geräte miteinander verglichen und beleuchten im Test ihre Stärken und Schwächen.
Nachdem
Google Mitte 2012 mit dem
Nexus 7 sein erstes 7 Zoll Tablet vorstellte und damit zum (Preis-)Angriff auf
Apple blies, antwortete der Konzern aus Cupertino gut ein halbes Jahr später mit dem
iPad Mini und führt damit ebenfalls eine kleinere Ausführung seines bisherigen Formfaktors ein.
Nach gut einem Jahr stehen sich nun die beiden Konkurrenten erneut gegenüber, diesmal allerdings in der bereits zweiten Generation. Während Google im Sommer mit seiner 2013er Version seines Nexus 7 vorlegte, zog Apple nun mit dem
neuen iPad mini mit Retina-Display nach. Beide Geräte verfügen gegenüber ihren Vorgängern über bessere Displays und bessere Hardware. Wie sich die beiden Tablets aber im direkten Vergleich schlagen, verraten wir in unserem Vergleichstest.
Technische Daten
Während Google sein Nexus 7 lediglich mit 16 oder 32 GB Speicher anbietet, gibt es bei Apple etwas mehr Auswahl: das iPad mini mit Retina-Display wird wahlweise mit 16, 32, 64 oder 128 GB ausgeliefert. Zudem gibt es das Apple-Produkt in den Farben Spacegrau und Silber, während Google das Nexus 7 lediglich in schwarz ausliefert.
Wer sich das 7 Zoll Tablet aus dem Hause Google kauft, bekommt unter der Haube einen Qualcomm Snapdragon S4 Quad Core-Prozessor mit 1,5 GHz, 2 GB Ram und einen Adreno 320 Grafikchip mit 400 MHz. Apple setzt beim neuen iPad mini auf einen A7 Chip der mit 1,3 GHz getaktet ist. Zudem verrichten hier 1 GB Ram ihren Dienst, zusammen mit dem M8 Motion Coprozessor.
Beide Tablets unterstützen die WLAN Standards (802.11a/b/g/n) und Bluetooth 4.0. Zusätzlich bekommen Besitzer des Nexus 7 die Möglichkeit NFC zu nutzen, während Apple auf einen entsprechenden Chip verzichtet. Zudem unterstützt Googles Gerät auch die drahtlosen Ladestandard Qi.
Sowohl das iPad mini mit Retina-Display als auch das Nexus 7 gibt es in einer LTE-Ausführung, mit der Nutzer auch unterwegs mobile Surfen können. Diese Geräte sind allerdings teurer als die vergleichbaren WiFi-Ausführungen.
Apropos Preis: Google verlangt für die WiFi-Versionen 229 bzw. 269 Euro (16 bzw, 32 GB). Wer die LTE-Version möchte zahlt 349 Euro; hier werden nur 32 GB angeboten. Für das iPad mini möchte Apple von Kunden in der WiFi-Version zwischen 389 und 659 Euro haben (16 bzw. 128 GB). Wer die entsprechende LTE-Variante haben möchte muss dafür zwischen 509 und 779 Euro auf den Tisch legen. Im Gegensatz zu Google bietet Apple aber alle vier Varianten mit einem LTE-Modul an.
Gehäuse
Apple setzt in Sachen Design auch beim iPad Mini mit Retina-Display wieder auf einen metallenen Unibody, der dem Gerät ein hochwertiges Aussehen und Gefühl verleiht. Beim Nexus 7 sind Asus und Google diesmal vom Design des Vorgänger abgewichen und haben dem Gerät eine gummiartige Kunstoffrückseite verpasst. Diese fühlt sich im Gegensatz zum neuen iPad mini nicht so hochwertig an, liegt aber trotzdem gut in der Hand. Außerdem bietet dieses Material den Vorteil, dass es auf glatten Oberflächen im Gegensatz zum iPad mini kaum rutscht.
Es ist wenig verwunderlich, dass das iPad mini etwas größer und schwerer ist, als sein direkter Konkurrent aus dem Hause Asus: das Apple Gerät misst 134,7 mm x 200 mm und bringt 331 g auf die Waage. Das Nexus 7 ist 114 mm x 200 mm groß und wiegt dagegen nur 290 g. Trotz der etwas größeren Bildschirmdiagonale sind beide Geräte damit gleich lang; nur in der breite unterscheiden sie sich. Gleichzeitig ist das iPad mini aber leicht dünner: hier stehen sich 7,5 mm mit 8,65 mm gegenüber.
Während Asus beim Nexus 7 für die Stromversorgung auf einen microUSB-Anschluss setzt, bleibt Apple bei seinem Lightning-Anschluss. Zudem verfügen beide über eine 3,5 mm Kopfhörerbuchse. Da keines der beiden Tablets über einen MicroSD-Kartenslot verfügt, lässt sich der Speicher nicht erweitern. Je nach Ausführung gibt es zudem auch eine kleine Schublade für die Sim-Karte.
Zusätzlich zum Power-Button und den Tasten für die Lautstärkenregler, die beim Nexus 7 als Wippe und beim iPad mini als zwei Tasten angelegt sind, verfügt das Gerät aus dem Hause Apple zudem über eine Schiebeschalter, der mit verschiedene Funktionen belegt werden kann, beispielsweise die Sperre der Displayrotation oder das Deaktivieren aller Töne. Außerdem besitzt das iPad natürlich den gewohnten physischen Home-Button, der bei Nexus-Geräten nicht vorhanden ist. Im Gegenzug bietet das Nexus 7 am unteren Rand eine LED, die bei Benachrichtigungen blinkt. Dies gehörte zu einem der vielen Kritikpunkte am Vorgänger, sodass Nexus-Fans sich besonders darüber freuen dürften.
Die Lautsprecher des iPad mini sind auf der unteren Seite des Geräts angebracht. Da sie nicht auf der Rückseite liegen, kann man das Tablet problemlos auf den Tisch legen, ohne die Öffnungen zu bedecken. Die Lautsprecher des Nexus 7 liegen auf der Rückseite; durch die leichte Wölbung des Gehäuses liegen sie aber nicht direkt auf, wenn das Tablet auf einer Oberfläche gelegt wird. Zudem verfügt das Nexus 7 über zwei Lautsprecher, sodass hier tatsächlich Stereo-Sound ausgegeben werden kann. Ein weiterer Vorteil: Hält man das iPad im Landscape-Mode, verdeckt man leicht den Lautsprecher. Beim Nexus hat man in diesem Fall noch einen zweiten, sodass man noch immer genug hören kann. Beide Geräte liefern eine gute Audioqualität und ausreichend Lautstärke, um Videos und Musik auf dem Sofa zu genießen.
Display und Formfaktor
Das neue iPad mini kommt, wie der Name bereits andeutet, mit einem Retina-Display auf den Markt und bietet einen 7,9 Zoll Bildschirm mit einer Auflösung von 2048 x 1536 Pixel, was 326 ppi entspricht. Das Nexus 7 hat ein 7,02 Zoll Display und bringt es auf 1920 x 1200 Pixel. Dies entspricht 323 ppi.
Beide Displays gehören mit zu den besten Displays, die man derzeit in Tablets findet. Der Bildschirm des Nexus 7 wirkte dabei heller als der des iPad mini. Zudem stellt das Nexus 7 die Farben etwas naturgetreuer dar, als es das iPad mini tut. Dies ist allerdings nur für Profi-Fotografen oder Anwender mit sehr guten Augen relevant. Für den täglichen Gebrauch macht dies keinen Unterschied. Die hohe Auflösung führt dazu, dass beide Geräte Texte scharf und Bilder gut darstellen. Mit dem bloßen Auge lassen sich in Texten so keine einzelnen Pixel mehr ausmachen. Besonders deutlich wird dies, wenn man die Geräte mit ihren Vorgängern vergleicht, die beide schlechtere Bildschirme haben.
Das iPad mini hat ein Seitenverhältnis von 4:3, während das Nexus 7 ein 16:10-Format bietet. Damit bietet das iPad mini zwar mehr Platz beim Lesen und Surfen; wer allerdings Filme schauen möchte, profitiert hier nicht so stark, da schwarze Balken am oberen und unteren Bildschirmrand prangern.
Trotzdem lässt sich natürlich auf dem etwas größeren Display des iPad mini beispielsweise mehr von einer Webseite sehen. Im Gegenzug ist das Nexus 7 etwas handlicher und kann auch bequem in einer Hand gehalten und umfasst werden. Wer sein Gerät also gern im Porträt-Modus hält, wird dies sicher zu schätzen wissen. Zudem passt das Nexus 7 leichter in eine Tasche und kann unter Umständen sogar in der Gesäßtasche getragen werden.
In unseren Tests reichten die Akkus bei normaler Nutzungsdauer problemlos über einen Arbeitstag hinweg, trotz der deutlich leuchtstärkeren Displays und selbst wenn diese häufig genutzt wurde. Allerdings hält Apples iPad mini im direkten Vergleich länger durch, als der direkte Konkurrent von Asus und Google.
Kamera
Sowohl die Kamera des Nexus 7 als auch die Kamera des iPad mini sind im Vergleich zu denen der Top-Smartphones eher enttäuschend. Allerdings sind Tablets auch nicht wirklich als Kamera-Ersatz gedachte, was jedem klar sein dürfte, der schon einmal andere Personen mit einem Tablet hat fotografieren sehen. Trotzdem reichen sie für gelegentliche Schnappschüsse aus. In dunklen Umgebungen rauschen aber die Bilder beider Geräte sehr stark; weder das iPad mini noch das Nexus 7 haben einen LED-Blitz.
Beide Kameras bieten eine Auflösung von 5 Megapixel. Die mit dem Nexus 7 aufgenommenen Bilder wirken etwas kälter, während die Farben durch die Kamera des iPad mini recht gut wiedergegeben werden.
Beide Geräte besitzen über dem Display eine zweite Kamera, die für Videochats eingesetzt werden kann. Hier schenken sich beide Geräte ebenfalls nichts und bieten 1,2 Megapixel als Auflösung, was für Videotelefonie ausreichend ist.
Betriebssystem
Neben den optischen und technischen Unterschieden dürfte das mitgelieferte Betriebssystem das wohl entschiedenste Kriterium für Käufer sein. Während Apple sein iPad mini mit dem neuen iOS 7 Betriebssystem ausliefert, läuft auf dem Nexus 7 zum Testzeitpunkt Android 4.3. Beide Tablets kommen mit einer Reihe von vorinstallierten Apps, mit denen Nutzer direkt nach dem Kauf loslegen können. Erfreulich: Beide Geräte verfügen über keine zusätzliche Bloatware, wie es bei Geräten anderer Hersteller oft der Fall ist. Damit bleibt auch mehr Speicherplatz für Daten und eigene Apps übrig.
Ansonsten gelten auch hier die selben Unterschiede wie bei iPhones und Android-Smartphones: Android bietet sehr viel mehr Möglichkeiten zur Anpassung und erlaubt das Installieren von Anwendungen aus anderen Quellen. iOS ist dagegen deutlich geschlossener und weniger individualisierbar, dafür funktionieren Apps hier deutlich reibungsloser, sind besser an die Geräte angepasst und sind oft zuerst auf dieser Plattform erhältlich. Ein weiterer Vorteil: Im iOS-Universum gibt es deutlich mehr Apps, die dezidiert für Tablets entwickelt wurden oder zumindest in einer Tablet-Version kommen. In diesem Bereich hinkt Android dem Konkurrenten von Apple noch hinterher.
Trotz allem laufen Anwendungen auf beiden Plattformen und Geräten hervorragend. Beim Aufrufen von Menüs und dem Scrollen durch die Apps treten keine störenden Ruckler auf und die Eingaben werden prompt umgesetzt. Auch Spiele laufen sehr gut, wenngleich einige Titel auf dem iPad mini mit Retina-Display etwas besser aussehen und natürlich mit höherer Auflösung laufen können, als auf der Konkurrenzplattform. Hier profitiert Apples Produkt von der einheitlichen Hardware, auf die Entwickler ihre Apps zuschneiden können.
Meinung: Einen klaren Sieger gibt es in diesem Vergleich nicht wirklich. Dazu sind die beiden Tablets zu unterschiedlich. Wer schon seit Jahren iOS nutzt, wird mit ziemlicher Sicherheit auch weiterhin zu iPads greifen, während Nutzer des Android-Ökosystems wohl kaum grundlos zu einem iOS-Gerät wechseln werden. Beide Geräte gehören zu den besten ihrer Klasse und haben ausgezeichnete Displays. Während das neue iPad mini mit einem etwas größeren Bildschirm und einem hochwertigeren Äußeren punktet, ist das Nexus 7 durch das Android-Ökosystem etwas vielseitiger und vor allem deutlich günstiger. Zudem zeigt der Test auch, dass man nicht rein auf die technischen Daten schauen darf, denn während das Nexus 7 bei oberflächlicher Betrachtung bessere Zahlen vorweisen kann, punktet Apple mit seinem beinahe nahtlos ineinander übergreifenden System, das es flott laufen lässt. Beide Tablets sind handlicher, leichter und damit auch mobiler als die größeren Ausführungen, was für viele Nutzer ein Plus ist. Wer sich mehr Platz für seine Anwendungen wünscht, dabei gleichzeitig aber nicht auf eine gewisse Mobilität verzichten will, kann getrost zu diesen Geräten greifen. Allerdings sollten Käufer ein Auge darauf haben, wo und wie sie die Tablets nutzen möchten und gegebenenfalls zur LTE-Version greifen.