Fashion 4.0: Digitalisierung trifft Modebranche
Natürlich hat die Corona-Krise auch vor der Fashion-Industrie nicht halt gemacht. Digitalisierung ist auch hier ein großes Thema, dem sich Designer und andere Akteure der Modeindustrie langfristig anpassen müssen, denn die Pandemie hat darüber hinaus auch ein großes Umdenken der Konsumenten gefördert. So boomt Second-Hand wie nie und auch das Thema Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Vordergrund.
Bild-Quelle: YOONA Technology
Bereits jetzt entfallen große Teile der Umsätze auf E-Commerce-Anbieter unter den Modehäusern. Dieser Trend wird sich
laut einer Studie bis zum Jahr 2030 weiter durchsetzen, was für den Handel besonders eines zur Folge hat: Die Reduzierung von stationären Flächen. Jeder, der schonmal in einem Kaufhaus war weiß, dass diese teilweise mehrstöckige Handelsflächen mit Textilien bestücken. Das wird jedoch besonders für große Kaufhäuser ein Problem, welches die Digitalisierung verursacht. Eines wird sich ebenfalls ändern: Die
Nachfrage nach Second-Hand-Kleidung, welche bislang vor allem in kleinere Lädchen zu finden war und sozusagen genau das Gegenteil von dem ist, was große Modeketten eigentlich darstellen.
Designerin Sina von Stylespring.de konnte diesen Trend ebenfalls beobachten: „Die Digitalisierung des Second-Hand-Geschäftes wird eine wichtige Aufgabe der Modeindustrie werden. Verschiedene Online-Anbieter haben es sich bereits zur Aufgabe gemacht und mit Apps oder Websites einen riesigen digitalen Marktplatz für diese Art von Fashion geschaffen hat, der verschiedene Marken vereint und Konsumenten die Möglichkeit bietet, getragene Kleidung einfach weiterzuverkaufen.“
Dass das nicht die einzige Hürde für die Branche ist, hat auch Anna Franziska Michel erkannt. Sie ist Gründerin von YOONA Technology, einer Softwarelösung, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Der Algorithmus der Software wird mit technischen Zeichnungen, Prints, Schnittteilen oder verschiedenen Moodboards trainiert und kann somit neue Designs erschaffen. Anders als sonst muss die Designerin nicht erst 100 Designs entwerfen, denn das übernimmt nun die Software. Avatare werden dabei digital eingekleidet und schließlich auf den Fashion-shows präsentiert.
Ein Vorteil: Man kann genau sehen, wie Schnitt und Passform an den Personen aussehen. So müssen nicht erst verschiedene Prototypen erstellt werden, was auch wieder dem Thema Nachhaltigkeit zugutekommt. Weiter geht Frau Michel mit AR-Designs, welche Unternehmen in ihren Online-Shop integrieren können.
Augmented Reality revolutioniert nicht nur den Online Gaming Markt, sondern nun auch die Fashionindustrie. Es wird Kunden schließlich möglich, die Kleidung virtuell an sich selbst zu sehen und auch in ihre Umgebung zu projizieren. Dadurch werden vor allem große Bestellungen und ebenso große Retouren vermieden.
Auch auf der diesjährigen Fashionweek konnte man bereits erste digitale Konzepte beobachten, denn aufgrund des Virus fand diese komplett virtuell statt – und das sogar teilweise ohne echte Models. Designer Malan Breton präsentierte auf der London Fashionweek seine Kollektion anhand von 3D-Modellen, die aussahen wie echte Models, sich ebenso elegant bewegten und die Stücke optimal in Szene setzten.
Designerin Anifa Mvuemba zeigte ihre Kollektion auf Instagram, jedoch ganz ohne Models. Die Stücke wurden in fotorealistische Digitalversionen verwandelt, die sich schließlich auf unsichtbaren Models über den Laufsteg bewegten. 3D Mockups werden also auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Modeindustrie spielen und die Fashionshows revolutionieren. Auch Kaufhäuser können in Zukunft vermehrt auf Displays setzen, um Teile zu zeigen, die nur Online verfügbar sind und so auf weniger Fläche trotzdem viel Mode zu zeigen und eine Verbindung zwischen Online- und Offline-Shopping zu schaffen.