Tribal Wars 2 Testbericht: Vertraute Stammeskonflikte in neuem Gewand
InnoGames startete vor wenigen Wochen die Open Beta-Phase von Tribal Wars 2 und konnte innerhalb kürzester Zeit die Marke von einer Million registrierter Nutzer durchbrechen. Newsslash hat sich in einem ausführlichen Testbericht den Nachfolger von Die Stämme im Detail angeschaut.
Bild-Quelle: InnoGames
Tribal Wars 2 ist ein kostenloses Aufbaustrategie-Spiel für den Browser, dessen mittelalterliche MMO-Welt durch die namensgebenden Stammesreibereien bestimmt ist. Als Städtebauer, Diplomat und General plant ihr euren Aufstieg und schließt euch einem Stamm an, um mit der Unterstützung echter Mitspieler mehr und mehr von Land und Kontinent zu kontrollieren.
Hinter dem Spiel steht das Team von InnoGames, das mehr als zehn Jahre nach 'Die Stämme' mit Teil zwei nachlegt. Mit dem Vorgänger gelang ein echter Erfolgstitel - Fans freuen sich über das Grafikupdate und neue Features, finden aber auch viel Vertrautes wieder. Mit leichten Anpassungen an der Benutzeroberfläche kommt Tribal Wars 2 auch als App für mobile Endgeräte. Eine Android-Version von Tribal Wars 2 wurde so bereits vor wenigen Wochen veröffentlicht; die iOS-Version soll bald erscheinen.
Aufbruchsstimmung
Das Gameplay springt zwischen zwei Karten, der Stadtansicht und der Weltkarte. Beide Ansichten sind opulent ausgestaltet, Tribal Wars 2 setzt die Latte für Detailreichtum hier etwas höher. Die Ansicht lässt sich über mehrere Stufen zoomen, sogar der Wechsel zur Weltkarte ist als Zoom angedeutet. Die Stadt ist recht ruhig, einige Animationen bewahren das Panorama aber davor, für ein hübsches Stillleben gehalten zu werden. So entdeckt man bei genauerem Hinsehen herumalbernde Torwachen, ein dahinplätscherndes Flüsschen und Handwerker, die hier und dort ihrer Arbeit nachgehen.
Die beschauliche Grafik und stimmungsvolle Musik stärken die mittelalterliche Atmosphäre, Steuerungselemente rahmen das Geschehen sehr dezent ein. Viele Informationen lassen sich bei Bedarf einblenden, Zahl und der Zustand der Armee lassen sich beispielsweise so abrufen. Nur zwei schmale Leisten sind permanent im Bild: Eine ist mit Hauptfunktionen belegt und schmiegt sich an den unteren Rand, eine Infoleiste oben gibt über Ressourcen und Spielfortschritt Auskunft. Fast alle Aktionen laufen über Kontextmenüs, die Gebäude der Stadt führen zu bestimmten Spielfunktionen und ausführlicheren Übersichten.
Eine Weltkarte ermöglicht den idealen Überblick!
Auf der Weltkarte rückt die Umgebung eures Dorfs in den Blick. Über die realistisch gehaltene Landmasse sind unzählige Dörfer verstreut. Zurückhaltende Farbcodes machen klar ob es denn nun Mitspieler oder computergesteuerte Barbaren sind, die euch hier den Lebensraum streitig machen. Hundert Königreiche finden auf dem Kontinent Platz, zusätzlich unterteilt in Provinzen. Neben der Weltrangliste können Spieler auch Ranglisten für die Provinz aufrufen, in der sie sich gegen regionale Mitspieler behaupten. Da man es mit so vielen Konkurrenten zu tun hat, lassen sich Mitspieler frei definierbaren Gruppen zuweisen. Sie können der Übersicht halber etwa als 'umgänglich', 'aggressiv' oder 'Plünderkandidat' eingestuft werden.
Eine Burg mit vielen Stufen
Wie bei komplexeren Aufbauspielen üblich weist euch ein Ratgeber in die Grundlagen des Spiels ein, angefangen beim Basisausbau. Neue Spieler starten mit nicht viel mehr als dem Hauptquartier und einer Kapelle, ringsum muss nun eine produktive Siedlung entstehen, um die Machtposition in der Region zu festigen.
Mit den Rohstoffen Lehm, Eisen und Holz wird gewerkelt. Im Spielverlauf stehen 17 verschiedene Gebäude zur Wahl, ihr Bau und Ausbau schaltet stufenweise immer neue Features und Technologien frei. Jede Stufe bringt eine neue Optik, die den Fortschritt vom kargen Dorf zur Hochburg stimmig begleitet. Bauen kostet nicht nur Ressourcen, sondern braucht auch Zeit. Die kann man entweder mit anderen Aufgaben überbrückt oder mit der Premium-Währung Kronen beschleunigen. Eurer Dorf kann immer nur ein Bauprojekt bewältigen, weitere Projekte warten in der Bauschleife. Mit der Aufstufung der Holzfällerhütten, Lehmgruben und Eisenminen füllen sich eure Speicher kontinuierlich mit Baustoffen. Erledigte Quests und Plünder-Touren bessern das Einkommen eures Reiches auf.
Über Quests erhaltet ihr öfters Gegenstände die eurem Dorf bei Aktivierung auf die Sprünge helfen. Manche halbieren die Bauzeit für ein Gebäude, andere machen eine Plünderung lukrativer oder steigern die Rohstoffgewinnung für eine Weile. Die erspielten Gegenstände warten in eurem Inventar auf ihren Einsatz, weitere erhält man im Shop gegen Kronen.
Das knappe Tutorial wird schnell von Fortschrittsquests abgelöst, die einem das weitere Vorgehen nur noch nahelegen. Generell wird der Ausbau der Siedlung über das Hauptgebäude vorangetrieben, ganz oben auf der To-Do-Liste ist der Bau einer Kaserne.
Nicht weit vom Stamm
Die ersten Speerkämpfer schickt ihr sofort plündern und freut euch über die erbeuteten Rohstoffe. Die Attacken auf NPC-Dörfchen sind wichtig um das eigene Verständnis der dynamischen Karte und Truppenbewegungen auszubauen. Bei den Feldzügen gibt es eine Menge Feinheiten, die euch bei der Konfrontation mit echten Mitspielern keine Rätsel mehr aufgeben dürfen. Beispielsweise ist die Anzahl gleichzeitig aktiver Truppenverbände begrenzt, man muss also abwägen, wo man am besten militärische Präsenz zeigt. Angriffs- oder Unterstützungsmissionen, Belagerung und Eroberung, Sabotage - im fortgeschrittenen Spielverlauf nehmen die strategischen Optionen weiter zu.
Neue Spieler sind zu Beginn vor Angriffen anderer Spieler geschützt!
Neulinge sind übrigens fünf Tage vor den Übergriffen räuberischer Mitspieler geschützt, es sei denn man greift selbst andere User an und gibt den Anfängerschutz damit auf. Nachdem die Position in der Region gefestigt ist, rückt das Stammesgefüge auf dem Kontinent in den Blickpunkt. Ihr solltet in der Welt von Tribal Wars 2 nicht alleine stehen, schließlich sind die Stämme die eigentlichen Parteien in einem globalen Konflikt, in dem Einzelspieler kaum Gewicht haben. Trotzdem sollte man einen Beitritt nicht überstürzen, schließlich soll der Stamm möglichst vorteilhaft für den eigenen Aufstieg sein. Natürlich könnt Ihr auch einen ganz neuen Stamm ins Leben rufen und Mitspieler anwerben. Stammesbrüder unterstützen sich in der Not gegenseitig mit Rohstoffen oder Truppen, die Zugehörigkeit zu einem großen Stamm schreckt Aggressoren ab. Beliebte Stämme erreichen Spielerzahlen im dreistelligen Bereich, alles unter Leitung eines oder mehrerer engagierter Stammesführer. Bei ihnen bewerbt ihr euch als neues Mitglied. Die Stammesführer sind auch diejenigen, die letztlich den Krieg gegen andere Stämme erklären oder beilegen. Außenstehende Stämme können eingeladen werden, sich eurem Kampf anzuschließen. Jede globale Aktion kann im internen Forum jedes Stammes unter den Mitgliedern beraten werden.
Das richtige Werkzeug
Eine starke Armee ist eurer Werkzeug auf der Weltkarte, so dass ihr euren Truppen ständig Aufmerksamkeit zukommen lassen solltet. Viele der Gebäude wirken sich auf das Truppenmanagement aus, angefangen bei den Bauernhöfen, die eure Betriebe und Soldaten mit Proviant versorgen. Ein Lazarett kann verloren geglaubte Truppen retten, Festungswalle unterstützen eure Verteidiger und die Kapelle stärkt euren gläubigen Kriegern den Schwertarm.
Verschiedene Truppenart setzen strategisches Denken voraus
Allgemein haben die ausgesandten Einheitentypen bestimmte Basiswerte. Gerade die Verteidigungschancen richten sich aber danach, wer sie in die Zange nimmt, denn jede Truppenart ist auf die Konfrontation mit Infanterie, Kavallerie und Bogenschützen unterschiedlich gut vorbereitet. Speerkämpfer können sich exzellent gegen Kavallerie behaupten, sind aber schlecht gegen Pfeile gerüstet. Schnelleren und gepanzerten Einheiten ergeht es deutlich besser gegen Fernkampfangriffe. Daraus ergibt sich, dass manche Truppen generell eher für die stationäre Verteidigung taugen, während andere sich für den Marsch gegen feindliche Armeen und Bollwerke eignen. Auch die Angriffskraft ist variabel, beispielsweise kann schlechte Moral den Schaden senken. Ein Paladin kann einen Angriffstrupp wiederum beflügeln. Als einzige Einheit wird er individuell ausgerüstet, je nach Waffe verändern sich die Boni für seine Begleiter.
Im Einheiten-Menü hat man eine Übersicht über alle Aktivitäten auf der Karte, die einen betreffen. Auf der weitläufigen Karte spielt auch die Marschgeschwindigkeit eine große Rolle, da der ganze Trupp nur so schnell vorankommt wie der Lahmste in der Gruppe. Eine zu bunt zusammengewürfelte Armee ist zudem anfällig für Disziplinprobleme und kommt noch schlechter in die Gänge. Hier sind Offiziere wertvoll, die nicht als eigene Einheiten am Feldzug teilnehmen, sondern eher einen Effekt darstellen, der sich für eine Mission aktivieren lässt. So kann man beispielsweise den 'Feldarzt' wählen und damit direkt sicherstellen, dass ein bevorstehender Angriff weniger verlustreich ausfällt.
Um möglichst erfolgreich Krieg zu führen, loten eure Spione zudem Schwachstellen oder kommende Bedrohungen aus und erlauben euch so rechtzeitig auf Aktivitäten eurer Konkurrenten zu reagieren.
Das Ende naht
Nach und nach verlagert sich das Gameplay weg von der eigenen Siedlung, aber Tribal Wars 2 reizt euch im Spielverlauf stetig, bestimmte Meilensteine zu erreichen. Dazu gehört etwa Eisenhandel im großen Stil, eine ausgezeichnete Spionageabwehr oder eine sehr umfangreiche Landwirtschaft. Eigene Achievements lassen sich auf Wunsch mit denen anderer Spieler vergleichen.
Mit einem Hauptgebäude ab Ausbaustufe 20 werden späte Spielfunktionen verfügbar, insbesondere die Eroberung feindlicher Dörfer. Mit den richtigen Technologien und Einheiten könnt ihr sie von Mitspielern übernehmen und managt fortan mehrere Stützpunkte. Ab Hauptstufe 25 kann sich eine Siedlung für einen Orden entscheiden. Mit den Tempelrittern, den Deutschrittern und der Diebesgilde wollen gleich drei mit euch im Bunde stehen, ihr habt aber nur für einen Orden Platz. Jeder der drei kommt zudem mit Vergünstigungen für bestimmte Einheitentypen oder Spielaktionen, außerdem werden über den Bau der Ordenshallen die letzten neuen Einheiten verfügbar. Die defensiven Trebuchets zerstören anrückende Belagerungsgeräte, die offensiven Berserker sind in der Unterzahl besonders gefährlich. Beide hat es im Vorgänger 'Die Stämme' so nicht gegeben. Der dritte Orden befördert eure Spione zu Saboteuren, mit denen ihr gezielt Gebäude anderer Mitspieler schwächen könnt.
So kommt ihr dem ultimativen Spielziel näher, euch selbst und eurem Stamm die Königswürde zu verleihen. Der König einer Provinz kann einige Spieler in Ämter berufen und so enorme Boni vergeben. Es lohnt sich also auch einem Stammesbruder auf den Thron zu helfen, wenn dieser die hohen Anforderungen besser bewältigen kann. Mit solchen Mechaniken gelingt es Tribal Wars 2, das Gefühl echter Zusammenarbeit tief im Gameplay zu verankern. Freunde gepflegter Browser-Strategie-Spiele sollten sich Tribal Wars 2 auf alle Fälle einmal genauer ansehen; die Cross-Plattform-Kompatibilität, welche in den kommenden Monaten weiter ausgebaut wird, ist hierbei zudem positiv zu erwähnen und ermöglicht in Zukunft auch das Spielen von unterwegs.
Tribal Wars 2 jetzt spielen!